Seit einigen Tagen verfolge ich verschiedene Nachrichten, die das noch undefinierte Thema Social Media (Web) ansprechen. Ich finde diese Diskussion wahrhaftig zu früh. Das Thema Social Media ist doch gerade erst im Gange. Wieso soll man überhaupt von etwas Neuem sprechen, wenn Social Media jetzt noch kaum jemand außerhalb der „Szene“ bekannt ist? Wenn es überhaupt eine Trendwende geben sollte, umfasst dies für mich folgende Dinge, um damit das Thema Social Media überhaupt rechtfertigen zu können. Diese sind eher die sozialen Aspekte und das Verhalten der Gesamtheit der User im Internet. Aber lest am besten mal selbst!
Was rechtfertigt Social Media?
1. Die User werden sich immer mehr der Gesellschaft öffnen. Dadurch entsteht ein „WikiMe“ für jeden von uns:
a. Authenticity: Der User zeigt freiwillig genau auf, wer er wirklich ist. Es zählen nur noch wahre Namen – keine Nicks. Durch diese echten Menschen tritt die Bedeutung des einzelnen Individuums noch stärker in der medialen Gesellschaft hervor als bisher. Ich werde mich nicht als „Ibo001“, sondern Ibrahim Evsan darstellen – ich bin ein echter, authentischer Mensch im Internet.
b. User Location: Man kann nachvollziehen, wo sich der einzelne User befindet. Dieser Einblick in das Leben des einzelnen Menschen wird jedoch eher von mobilen Geräten gesteuert werden. Mit mobilen Geräten meine ich natürlich auch Notebooks, die in naher Zukunft definitiv das mobile Telefonieren ermöglichen werden.
c. Impersonal Communication: Die mobile Kommunikation wird verändert. Man kann sehen mit wem sich der User gerade unterhalten hat (z.B. über Skype) – vielleicht dürfen sogar die Gespräche mit aufgezeichnet werden, sodass jeder andere User im Internet diesem Gespräch lauschen darf.
d. Open Publication: Der User benutzt vermehrt die Technologie des Videopodcasts. Auch hier glaube ich, dass bald jedes Notebook eine Webcam integriert haben wird, wie es bereits die neuesten Modelle des MacBooks veranschaulicht haben.
e. Consumer Ratings: Der User wird genau aufzeigen, welches Einkaufsverhalten er hat. Dadurch lassen sich in Hinsicht auf das Produktmarketing neue Zielgruppen definieren, ein exaktes Nutzerprofil erstellen - und generell für den Konsumenten des Produktes wie auch für den Hersteller selbst eine große Anzahl von Beurteilungen oder Rezensionen finden. Jedoch werden wegen dieser Bewertung insbesondere die Unternehmen umdenken müssen, wie z.B. ein mitunter schlecht bewertetes Produkt wieder flott gemacht werden soll – oder warum der unglaubliche Erfolg eines Produktes überhaupt zu Stande kam.
f. Individual Connectivity: Der User gibt letztendlich bekannt: Wo war ich – Wo will ich hin – Wer kommt mit! Der Weg und das Leben des mit dem Internet verbundenen Individuums werden nachvollziehbar, wiederholbar, beeinflussbar werden.
Immer mehr Nutzer wollen mit den Unternehmen in Kontakt treten.
2. Die Firmen werden über diese erhobenen Daten dem User individuelle, persönlich gestaltete und damit personalisierte Angebote und Dienstleistungen anbieten. Die ziemlich unpersönliche Art, mit welchem ein Nutzer mit einem Unternehmen bisher in Kontakt trat, wird veraltet sein. Keine Massenabfertigung mit Standardanschreiben oder Hotlines, die an ein fremdes Callcenter geleitet werden – sondern eine komplett persönliche Kommunikation mit direkten Ansprechpartnern (vielleicht sogar über Computer - also so eine Art künstliche Intelligenz), wie es schon vor etlichen Jahren im Handel gang und gebe war, wird das Bedürfnis des Users nach Individualisierung befriedigen.
3. Ich glaube fest daran, dass User eine virtuelle Rolle über ein „Vernetztes Erleben“ als Teil einer Gemeinschaft (demnach innerhalb unserer Gesellschaft) beziehen werden. Das bedeutet unter anderem, dass der User sein privates Leben zum größten Teil ins Internet - aufgrund der mannigfaltigen Möglichkeiten - verlagern wird. Beispielsweise PodCast wird sicherlich in den nächsten 10 Jahren ein wichtiges Thema werden.
4. Es werden vollkommen neue Marktplätze entstehen, wo Firmen nicht nur Handeln und Verhandeln können. Man wird einheitliche und vor allem transparente Angebote finden. Diese werden in erster Linie durch User-Ratings für jeden nachvollziehbar sein. Ein direkter Vergleich zwischen den einzelnen Marktanbietern wird die Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen im Einzelfall erleichtern, indem diese Informationen offen gelegt werden.
5. Der User wird auf den eigenen Blogs konkrete Probleme aufzeigen können, so dass ein betroffenes Unternehmen oder der Hersteller eines Produktes darauf reagieren kann. Blogs bieten schon heute die Möglichkeit, dass ich in meinem Blog eine Frage stelle und durch meine Leser eine oftmals hilfreiche Antwort auf mein Problem erhalte. Natürlich soll dies alles auch mobil erfolgen, sodass ich zwischen meinen Endgeräten als Kommunikationsmittel keine größeren Entscheidungen treffen muss, um ein „Notfallproblemsystem“ effektiv einzusetzen. Ich denke, es wird dazu auch komplett neue Chat-Apps geben. Also direkt nutzbar über unsere Handys.
6. Neue Internet Netze werden viel schneller sein – vielleicht um das 10.000fache von heute? Das ist der erste Schritt, damit neue TV-Formate ins Netz gelangen, die aber auch heute für viele eindeutig zu erkennen sind. Erst dann werden komplett neue Formate entstehen, vielleicht werden die neuen Produktionen sogar direkt über die APP Hersteller gemacht.
Wir werden alle analysiert und kategorisiert.
7. Das Suchverhalten wird sich ebenfalls stark verändern. Man wird nicht mehr eine klassische Suchmaschine aufsuchen, sondern das, was man suchen möchte, wird einen selbst finden. Es klingt ziemlich irritierend, dass ich von einem neuen Fernsehgerät gefunden werde, aber das ergibt sich kumulativ aus dem, was man erlebt, was man einkauft, mit wem man spricht, etc.
Diese Daten werden zu einem einzigen Suchmechanismus zusammengesetzt und dann direkt auf meiner personalisierten Startseite im Internet angeboten. Vielleicht ergibt sich ja dann irgendwann, dass sogar die üblichen Statistiken wie z.B. zur Marktforschung absolut überflüssig werden. Das ganze Netz wird jedem Nutzer (und damit auch einem Unternehmen) eine einheitliche Analytik bieten, um diese individualisierten Produkte zu konsumieren oder abzusetzen. Vielleicht ist diese Idee heute kaum vorstellbar, aber in Zukunft wird Individualisierung als Voraussetzung für effektive Kommunikation und Handel gelten.
8. Neuste Funktechniken werden es ermöglichen, dass die vom User gehörte Musik oder gesehenen Filme ebenfalls automatisch über die Personalisierung zugänglich gemacht wird – und nicht wie bisher andersrum. Beispielsweise laufe ich mit meinem iPod durch die Stadt, gehe bei einem (hier nicht näher erwähnten) CD-Händler vorbei und bekomme auf mein Endgerät ein Angebot zum Ausprobieren gespielt, dass meine Lieblingsgruppe einen neuen Song anbietet. Die CD kann ich mir dann direkt downloaden, und natürlich wird der zu zahlende Betrag direkt von meinem Konto abbucht. Das bedeutet also, dass Angebote direkt zum User getragen werden – nicht aber, dass der User die für ihn relevanten Angebote noch unter einer Vielzahl von Produkten herausfischen muss.
Diese von mir aufgezeigten Entwicklungen sind in naher Zukunft mit Sicherheit denkbar, aber noch lange nicht realisierbar. Eine Weiterentwicklung der Sicherheit für den sich preisgebenden User durch neueste Erkennungstechniken etc. sind dafür nötig. Aber zeitgleich werden für diese Entwicklung viele innovative Köpfe gesucht und natürlich auch gefunden. Über den Daumen geschlagen, kennen heute von 100 Leuten mit Sicherheit 95 Leute nicht die Begriffe Tag, Blog oder gar Digitalisierung. Doch ein bisschen in die Zukunft schauen, sollte ja erlaubt sein. Bald, ja womöglich sogar schon in wenigen Jahren – es wird kommen. Und genau der Reiz des Unbekannten macht doch unseren Leben ja auch so spannend!
3 Kommentare
socialmedia: wenn man nicht mehr sucht, sondern "gefunden" wird, wo bleibt dann der "kolumbus effekt" oder auch das serendipitätsprinzip genannt. also was zu finden, was man gar nicht gesucht hat. mal von dem wegbleiben des erfolgserlebnis , wenn man was gefunden hat. ich liebe es zu suchen und in der frei schwebender aufmerksamkeit aufzugehen. mal von informationsvalidität und informationsreliabilitätsaspekten abgesehen, die mit RDFa noch nicht erfasst werden. ich glaube das RDFa technologie schon innovativ ist, aber leider werden die zusätzlichen "markierung" vom author (oder von einem algorthythmus) gewählt und der unterliegt seinen kognitiven unzulänglichkeiten. spannend wird es, wenn RDFa "gespiegelt" wird auf den user also "markern" durch user oder user groups ala facebook und co...