Können Personen eigentlich eine Marke sein? Wenn ich von meinem neuen Unternehmen „Social Trademark“ erzähle, diskutieren wir oft über diese Frage, kontrovers und leidenschaftlich. Eigentlich erstaunlich! Denn für mich ist jeder Mensch eine Marke. Oder genauer: Durch seine Persönlichkeit hat er das Potenzial zur Personal Brand, zur Social Trademark, zu werden.
Jeder Mensch hat ein Recht auf einen Namen.
Das wichtigste und wertvollste Merkmal einer Social Trademark ist ohne Zweifel ihr Name. Mich erschreckt daher immer wieder, wie nachlässig selbst herausragende Persönlichkeiten mit ihrem Namen umgehen. Ich habe dazu ein kleines Experiment gemacht – und war regelrecht schockiert über das Ergebnis. Der Schutz des eigenen Namens im Internet und in Social Media scheint selbst bei den wichtigsten Unternehmen dieses Landes bislang kein Thema zu sein. Unfassbar, nicht erklärbar und absolut unerträglich!
Einen eigenen Namen zu haben, ist seit Jahrtausenden eine absolute Selbstverständlichkeit. Jeder Mensch hat ein Recht auf einen Namen. Spätestens einen Monat nach der Geburt müssen Eltern in Deutschland ihrem Kind einen Namen geben.
Wer seinen Namen nicht schützt, riskiert seinen guten Ruf.
Ebenso selbstverständlich ist es, den eigenen Namen zu schützen. Wir wehren uns gegen Verleumdungen, üble Nachrede, Rufmord. Das Recht hilft uns dabei: Niemand kann mir meinen Namen nehmen, niemand darf ihn beschmutzen. Das alles ist im Namensrecht geregelt. Schon gegen unbefugte Namensanmaßung können wir vorgehen. Es gibt sogar Versicherungen gegen Online-Mobbing und Ratgeber-Literatur über „Rufmord im Internet“. Manche Agenturen berechnen Tausende von Euro, um die einmal beschmutzte „E-Reputation“ ihrer Kunden im Netz zu bereinigen. Was bleibt einem auch anderes übrig, wenn z.B. ein Sex-Anbieter aus dem Kaukasus die Domain mit Ihrem Namen auf eine Seite mit rechtlich verbotenen Bildern oder Videos umleitet?
Es gibt eine einfache Lösung.
Wer seinen Namen nicht schützt, riskiert seinen guten Ruf. Das sollte eigentlich jedem klar sein, dachte ich. Doch selbst in den führenden Unternehmen Deutschlands ist dies bislang offenbar nicht im Bewusstsein der Kommunikationsverantwortlichen angekommen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass die Namen vieler Vorstände deutscher DAX-Unternehmen bislang vollkommen ungeschützt im Internet verfügbar waren. Mehr als eine einfache Webrecherche war dazu gar nicht notwendig. Wir haben diese Namen-Domains inzwischen für ihre rechtmäßigen Inhaber gesichert. Die Vorstellung, dass einer dieser großen Namen von Webganoven missbraucht werden würde, gefiel mir nicht!
Folgende Domains konnte ich mir soeben einfach bestellen:
VW AG | martinwinterkorn.de |
ThyssenKrupp AG | heinrichhiesinger.de |
Siemens AG | joekaeser.de |
Infineon AG | reinhardploss.de |
Henkel AG | kasperrorsted.de |
E.ON SE | johannesteyssen.de |
Continental | elmardegenhart.de |
BMW AG | norbertreithofer.de |
BAYER AG | marijndekkers.de |
Allianz SE | michaeldiekmann.de |
adidas AG | herberthainer.de |
Deutschen Bank AG | stephanleithner.de |
BURDA | philippwelte.de & philippwelte.com |
Axel Springer | peterwuertenberger.de & peterwuertenberger.com |
Axel Springer | christophkeese.de |
Und so weiter … Ich hätte noch viele weitere Domains registrieren können, doch darum geht es mir nicht. Ich will nicht die Webadressen anderer horten. Mir war es vielmehr ein Anliegen, einmal ganz konkret mit dem Finger auf eine verwundbare Stelle zu zeigen.
Ich entschuldige mich für mein Vorgehen, liebe Exzellenzen und Vorstände. Ich verstehe nur die Tatsache nicht, dass ich Ihre persönliche Webadresse einfach so bestellen konnte. Ich bitte Sie, Ihre Domains bei mir kostenlos abzuholen. Dass die Domains Ihnen gehören, ist für mich selbstverständlich. Mein Ziel war es niemals Domaingrabbing zu machen!
Ihr Ibrahim Evsan
Nachtrag:
Zu dem Thema habe ich Dr. Rolf Claessen, Patentanwalt bei Patentanwälte Freischem, Köln, heute einige Fragen gestellt:
Wie kann ich meinen Namen im Internet schützen?
Rolf Claessen: Die Möglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen vom Sichern von Domains über klassische Markenanmeldungen bis zu sogenannten Vanity-URLs, beispielsweise bei Facebook.
Welches Vorgehen raten Sie prominenten Persönlichkeiten hinsichtlich ihrer Domain?
Ich denke, dass es ab einem gewissen Bekanntheitsgrad sehr wichtig ist, die Domains zum eigenen Namen zu schützen – einfach auch um Missbrauch zu vermeiden. Zusätzlich kann man hierdurch den eigenen Namen im Internet so platzieren, wie man dies selbst möchte. Es ist sicherlich wichtig, dass die ersten zehn Treffer in Google nur „positive“ Treffer für den jeweiligen Namen sind. Das kann man mit einer eigenen Domain gut steuern. Das reicht aber meiner Ansicht nach nicht aus. Eine Markenanmeldung kann hilfreich sein, da man dann wesentlich einfacher aus der eingetragenen Marke gegen Trittbrettfahrer vorgehen kann.
Wie bewerten Sie die Tatsache, dass ich einfach so, die Namen vieler DAX-Vorstände als Domain registrieren konnte?
Dies stimmt mich nachdenklich. Schließlich könnte dies auch durch Personen geschehen, die bösartige Absichten haben und den Namen nutzen, um dann auf anzügliche oder sogar illegale Angebote zu verlinken.
Was kann ich machen, wenn meine Domain von jemanden aus dem Ausland registriert wird?
Zumindest bei .de-Domains haftet jedenfalls nach Urteilen einiger Gerichte auch der Administrative Ansprechpartner (Admin-C), der meist in Deutschland sitzt. Bei anderen Domains ist es schwierig bis unmöglich, die Domains zu erlangen. Es gibt beispielsweise bei der World Intellectual Property Organization ne(WIPO) ein Schiedsgerichtsverfahren, das beispielsweise bei .com-Domains greift. Es ist wichtig, dass man sich selbst proaktiv um die Domains kümmert oder einen Dienstleister damit beauftragt.
Vielen Dank für das Gespräch!
6 Kommentare
Die CEOs der großen Konzerne scheinen im Internet überhaupt nicht präsent zu sein. Das wird zum Einen daran liegen, dass sie das Internet gar nicht verstehen. Auf der anderen Seite glaube ich, dass ihnen die Offenheit und Transparenz, die das Internet (ge)bietet, gar nicht gefällt. Das was Du, Ibrahim, lebst, könnten die nicht aushalten. Die Welt, in der diese Leute leben, ist dafür noch nicht bereit. Aber vielleicht bietet ihnen die neue TLD ".ceo" einen Zufluchtsort und einen Start ins Onlineleben.
Ich glaube, dass das Verständnis für die eigene (Online-)Persönlichkeit noch wachsen muss. Was für unser einer – wie für dich – selbstverständlich ist, scheint eben gerade für die „klassisch“ großgewordenen Lenker speziell. Manager wir Winterkorn schreiben doch keine (geschäftliche) Mail persönlich. Von Social Media ganz zu schweigen. Die nächste Generation wird damit schon anders umgehen.
Habe ich als älterer Namensinhaber nicht auch die älteren Rechte? Wenn ein Konzern eine Marke einträgt, bei der sich im Nachhinein herausstellt dass ein anderer ältere Rechte besitzt, ist das doch auch ein Argument …
Guter Artikel, der zum Nachdenken anregt. Nun baut ja der Artikel darauf auf, dass ich meinen Namen im Internet schütze in dem ich mir eine Domain "VornameName.de" registriere. Nur so könne ich verhindern, dass mir ein Bösewicht was böses tut. 🙂
Vorausgesetzt, dass es wirklich jmd. auf mich abgesehen hat und genügend kriminelle Energie besitzt, wird mir das nicht wirklich helfen. Was wäre z.B. mit der Bindestrichvariante "Vorname-Name.de" oder andere TLD? Die Möglichkeiten mit einem passenden (Domain)Synonym unter die Top 10 zu gelangen sind unbegrenzt.
Die ersten Vorstände holen Ihre Domains ab. Vielen lieben Dank.
Schützt eure Namen!
Sollte man seinen Namen nicht auch international schützen? Zumindest lag ibrahim-evsan.com ebenfalls herrenlos im Netz rum und Vorname-Nachname.tld ist durch die getrennte Schreibweise SEO-technisch auch die bessere Wahl. Die Domain kann natürlich kostenfrei abgeholt werden.
Also denke das sollte nicht nur die Aufgabe von den einzelnen Personen sein. Wie ricchtig gesagt wurde, verstehen manche der Leute das Internet nicht, bzw. können es nicht "begreifen" wie ein Internet-Affine-Persönlichkeit. Aber es gibt in Unternehmen ja eigentlich Abteilungen, die sich nicht nur um den Auftritt der Firma kümmert, sondern auch um die der Chefs (weil diese ja [in-]direkt die Firma vertreten). Andererseits müsste man dann einige Domains sichern, um gänzlichen missbrauch zu verhindern... Ist eine persönliche Abwägung dann
VG
Christoph