„A new Management System for a rapidly changing world“ - Holacracy ist die Möglichkeit, Entscheidungsprozesse schnell und effektiv zu gestalten. Unternehmen werden handlungsfähiger und schaffen motivierte Mitarbeiter.
Adam heißt der Protagonist des Videos auf der Seite von Holacracy.org. Er hat nicht mal zwei Minuten Zeit zu erklären, warum das Management System namens Holacracy hilft, Organisationen und Unternehmen besser zu strukturieren, Entscheidungen einfacher zu gestalten und motivierte, eigenständige Mitarbeiter zu fördern. Aber die Zeit reicht Adam vollkommen aus, um sich von einem unzufriedenen Mitarbeiter mit ungehörten Verbesserungsvorschlägen zu einem eigenverantwortlichen, selbstbewussten und handlungsfähigen Angestellten zu entwickeln.
Denn der Grundgedanke von Holacracy ist einfach: Das Management System beinhaltet eine neue Art der Entscheidungsfindung, die für Klarheit und Transparenz im Unternehmen steht und sämtliche Entscheidungsprozesse einfach und effektiv gestaltet, indem die Autoritäten Einzelner verteilt, Zuständigkeiten eindeutig festgelegt und Mitarbeiter zu mehr Selbstständigkeit befähigt werden.
Die integrative Entscheidungsfindung durch Beteiligungsmöglichkeiten
Brian Robertson hat Holacracy in seiner Firma „Ternary Software Corporation" entwickelt. Die Basis der integrativen Entscheidungsfindung bildet ein Gegenmodell zu anderen Systemen, bei denen Entscheidungsprozesse häufig durch bürokratische Hindernisse, unklare Zuständigkeiten und hierarchische Strukturen verlangsamt und verkompliziert werden.
Bei Holacracy stehen die Beteiligungsmöglichkeiten der Mitarbeiter im Vordergrund. Anders jedoch als bei konsensorientierten Systemen geht es nicht darum, für Entscheidungen einen möglichst breiten Konsens anzustreben, sondern durch optimale Strukturen die Zuständigkeiten und Rollen innerhalb des Unternehmens bestmöglich festzulegen und dadurch eine gute Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und der Führungsebene und eine große Handlungsmöglichkeit des Einzelnen zu erreichen.
Der Einsatz von Holacracy in großen Netzwerken und Unternehmen verspricht schnelle Entscheidungen, mehr Klarheit und mehr Selbstständigkeit. Das Ergebnis sind motivierte und kreative Angestellte, die anstatt auf die Entscheidungen des Chefs zu warten, selbst aktiv werden können. Somit kann jeder Einzelne zur Verbesserung beitragen – zum Wohle des Unternehmens und zur Freude des Kunden. Und Adam ist nur ein kleines Beispiel für diese tatkräftigen Mitarbeiter, denn über 300 Organisationen nutzen bereits das Management System Holacracy.
So funktioniert Holacracy
Damit Entscheidungen schnell und unbürokratisch ablaufen können, muss die Autorität, die sonst bei wenigen Einzelnen liegt, besser verteilt werden. Als Grundstruktur werden im Holacracy-System deshalb Kreise gebildet. Sie setzen sich aus den verschiedenen Rollen der Mitarbeiter zusammen, die sich aus ihren Tätigkeiten ergeben. Denn die Arbeit wird bei Holacracy über Rollen aufgeteilt. Zusammengehörige Rollen bilden dann einen Kreis.
Die Teammitglieder nehmen diese einzelnen Rollen innerhalb der Kreise ein, stehen im direkten Austausch miteinander und können ihre Kreise weitgehend selbst verwalten, z.B. Rollendefinitionen und Verantwortlichkeiten festlegen oder Rollen neu schaffen, ändern oder abschaffen.
Bei Holacracy unterscheidet man zudem zwei Arten von Meetings: Governance Meetings und Tactical Meetings. In diesen Meetings werden die Strukturen der Kreise optimiert (Governance Meetings) und inhaltliche, konkrete Punkte des Tagesgeschäfts besprochen (Tactical Meetings). Sie dienen also entweder organisatorischen, betrieblichen Zwecken oder dem inhaltlichen Austausch und der projektgebundenen Arbeit.
Zur näheren Beschreibung des Holacracy-Systems sind vier wesentliche Faktoren ausschlaggebend:
1. Doppelte Verbindung
Die Kommunikation soll unkompliziert zwischen den verschiedenen Kreisen funktionieren. Dafür werden von einem zum anderen Kreis verschiedene Vertreter gewählt. Die Wahl geschieht nicht nur hierarchisch von oben nach unten, sondern auch von unten nach oben und in benachbarte Kreise. Die Kreise stehen für die Weitergabe von relevanten Informationen und die Vertretung der jeweiligen Interessen. Auf kommunikativer Ebene sind so alle Mitwirkenden gleichberechtigt.
2. Steuerrungstreffen und operative Treffen
In Governance Meetings (Steuerrungstreffen) geht es darum, die Struktur des Kreises weiter zu optimieren. Rollen werden verändert oder neu geschaffen, Zuständigkeiten erörtert und festgelegt. Die Betriebsstruktur steht hier im Vordergrund: Was braucht der Betrieb für einen reibungslosen Ablauf?
Die Tactical Meetings (operativen Treffen) widmen sich den Aktivitäten des Tagesgeschäfts. Sie dienen dem gegenseitigen Austausch und der Informationsvermittlung. Neue Projekte werden ins Leben gerufen, laufende Projekte und bestehende Schwierigkeiten werden besprochen.
Die Trennung dieser beiden Treffen hat den Vorteil, dass Gedanken, Vorhaben und Ideen erst einmal in Ruhe zu Ende gedacht und konzipiert werden können, ohne dass sie im Vorfeld aus Mangel an Zeit, Geld oder Personal abgebrochen werden müssen.
3. Zuständigkeiten und Rollen
Die festgelegten Rollen und Zuständigkeiten spielen eine bedeutende Rolle bei Holacracy. Denn die meisten Konflikte und Hindernisse können durch klar definierte Zuständigkeitsbereiche verhindert werden. Die Mitarbeiter können mit oben erläuterten Treffen ihre Erwartungshaltung bezüglich der anderen Teammitglieder und die Auffassung des eigenen Tätigkeitfeldes klären und kommunizieren. So gelingt eine gute und produktive Arbeitsatmosphäre.
4. Dynamische Steuerung
Nicht in Stein gemeißelt müssen die Entscheidungen nach Holacracy sein, denn sie sollen in erster Linie funktionieren. Bei wichtigen Entscheidungen werden in jedem Kreis die Stimmen aller Beteiligten miteinbezogen. Es geht nicht darum, grundsätzliche oder optimale Entscheidungen zu treffen, sondern brauchbare Lösungen zu finden, die jederzeit änderbar wären, wenn sie sich in der Praxis nicht bewähren können.
Amerikanischer Ansatz mit vielversprechenden Resultaten
Holacracy hat viele Vorteile. Entscheidungen werden unbürokratisch gefällt, können leicht korrigiert werden und sind das Ergebnis vieler unterschiedlicher Persönlichkeiten und Perspektiven. Das klingt sehr nach amerikanischer Tatkraft, bei der das eine oder andere Mal Konzeption und Weitblick fehlen können.
Doch die Stärke dieses Management Systems ist die gegenwartsbezogene Handlungsfähigkeit, die Abläufe und Verantwortungsbereiche transparenter macht und die Kreativität sowie Arbeitsmoral positiv beeinflusst.
Dieser Grundgedanke ist logisch und lässt sich auch in einem Land wie Deutschland, das sehr auf klare Strukturen und feste Zuständigkeiten ausgerichtet ist, hervorragend umsetzen. Holacracy ist eine Chance, Mitarbeiter zu fördern und ihr Potenzial auszuschöpfen. Das Unternehmen ist dann in der Lage durch motivierte Mitarbeiter interne Prozesse zu optimieren und auf externe Wandlungsprozesse schnell und flexibel reagieren zu können.
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