Die Welt und die Menschen sind im Wandel. Kultur, Umwelt, Kommunikation, Wirtschaft und Politik sind in unaufhörlicher Bewegung. Jeden Tag spüre ich diesen Wandel am eigenen Leib. Wie sehr sich mein Nutzungsverhalten im Internet meinen Bedürfnissen anpasst, wie stark die Gesellschaft die Auswirkungen der unverzichtbaren Digitalisierung und der Konvergenz erlebt, wie intensiv sich die Wirtschaft mit den Folgen der Veränderungen auseinander setzt, um bestmögliche Lösungen für den Erhalt ihrer Geschäftsmodelle zu finden, fasziniert mich alleine nur deswegen, weil wir gerade wieder eine Revolution erleben. Diesmal ist es die Technik-Mensch-Beziehung, die unser Leben grundsätzlich verändern wird. Der Mensch wird digital. Auf dieser Ebene lässt sich die Idee vom Fixierungs-Code erweitern. Heute vertiefen wir uns zu einer meiner Lieblingsthemen: Ist der Mensch in unserer neuen digitalen Welt in einem Teufelskreis?
Für mich steht es bereits heute fest. Die Digitalisierung ermöglicht eine schnellere Globalisierung. Die Verknüpfung von Kultur, Umwelt, Kommunikation, Wirtschaft und Politik kann zum Frust vieler Globalisierungsgegner und Aktivisten verschiedener Interessengruppen nicht mehr aufgehalten werden. Viele Menschen erleben bewusst oder unbewusst die durch den Wandel bedingte Veränderung, die meiner Meinung nach nur durch das Internet als zentrales Kommunikationsmedium möglich wurde, am eigenen Leib. Dieser Prozess des Zusammenwachsens fasziniert einen immer wieder aufs Neue. Was früher nicht möglich war, ist heute ein notwendiges Instrument für das wirtschaftliche Überleben und die unermüdliche Datensucht der Menschen.
Es beginnt mit der einfachen Kommunikation auf Geschäftsebene. Auch wenn Mails für viele Menschen zur Qual wird, sind über spezifische Business-Anfragen per Mail oder WWW quer über die Kontinente viele Geschäftsbeziehungen erleichtert. Genaue Antworten und weiterführende Informationen nebst Gesprächsangeboten erhält man sofort am selben Tag unter Berücksichtigung der jeweiligen Zeitzonen. Somit beschleunigt die Digitalisierung die Wirtschaft. Es wächst durch internationale Auftragsgeschäfte und die schnelle Abwicklung über das Netz. Der Nachteil ist jedoch, dass die Kriminalität durch Raubkopien oder Datenklau im Netz enorm steigt. Die Musikbranche ist durch die falsche Vorgehensweise der Digitalisierung kritisch bedroht.
Eines der eindringlichsten Beispiele ist hierfür das Buchungsverhalten von Reisen durch den Konsumenten. Anstatt ein Reisebüro aufzusuchen, bieten mir zahlreiche Fluggesellschaften und Reiseveranstalter alle Informationen kostenlos im Netz an, die man für einen perfekten Urlaub benötigt. Einerseits lassen sich über die Unterkunft und über den Urlaubsort unabhängig von den Reiseveranstaltern die Informationen bequem aus Bewertungsportalen wie Holidaycheck oder aus der Wikipedia ziehen. Andererseits lassen sich nahezu identische Angebote direkt vergleichen. Der Konsument hat die Macht und nicht die z.B. zeitlich begrenzte Reiseverkehrskauffrau. Es wird nicht lange dauern, bis sich der klassische Markt der Reisebüros auflösen wird. Gleichsam sind elektronische Ticket-Services die Vorreiter der Bequemlichkeit. Shopping ohne Zeitverlust und ohne Bindung an klassische Vorverkaufsstellen (die bei Top Acts eh überfüllt sind). Um Eintrittskarten zu Konzerten in Berlin zu organisieren, muss ich nicht die entsprechenden Verkaufslokale aufsuchen, sondern klicke mich bequem durch die Bestellformulare und erhalte in wenigen Tagen mein Ticket nach Hause geliefert - oder seit neusten E-Ticket, die man als PDF zugeschickt bekommt, wie wir es von XING-Events kennen. Shopping at its best. Man kann damit festhalten, dass Online-Shopping zwar bequem, aber noch lange nicht abenteuerreich macht. Das wird sich auch schon bald ändern. Denkbar wären neue Shoppingportale, die viel mehr spannende Videoinhalte setzen werden. Zum Beispiel könnten Reiseangebot mit hochwertigen Hotel- und Umgebungs-Trailern beschmückt werden. Für den unerreichbaren Nutzer hinter den Laptops könnte das eine große Begeisterung hervorrufen. Menschen wollen unterhalten werden. Im Urlaubsort hilft dann mein iPhone bei der Suche nach notwendigen Informationen von der Region. Dafür gibt es viele tolle Reise-Applikationen. Der Mensch hinter dem Bildschirm ist der unaufhörliche Informationssammler.
Konsumrausch verleitet aber auch oft. Der aktuelle Fall der Bankenmisere in den USA, die Verstrickungen mit deutschen Banken und der dadurch resultierenden internationalen Finanzkrise ist ein direktes Beispiel für Missmanagement, aber auch ein Zeugnis für die negativen Folgen der Digitalisierung. Es hilft hierbei kein "wenn" und "aber". Das Fass ist hier bereits übergelaufen. Die Überschuldung vieler Mitbürger entsteht am laufenden Band. Der digitale Kaufrausch und Konsum kann viele Menschen süchtig machen. Vor allem junge Menschen werden mit den findigsten Angeboten für Kreditkarten gelockt. In der Türkei sind viele Jugendliche durch den Besitz von verschiedenen Kreditkarten mit ausreichender Dispo und hohen Zinsen, oftmals bereits vor dem Studium und in den Startlöchern der Karriere finanziellen Druck belastet. Der anfängliche Glauben, dass man sich jetzt etwas leisten kann, führt unausweichlich in die Schuldenfalle.
Doch Jobs sind heute einfacher zu finden, wenn man die Bequemlichkeit des Internets versteht. Die Jobsuche ist ein Teil der digitalen Momentaufnahme unserer Gesellschaft. Die Kandidaten für die wichtigsten Jobs finden sich oft nur mit Headhuntern, die für die Wirtschaft die Onlineprofile potentieller Mitarbeiter durchforsten. Stellenanzeigen werden allzu oft nur in Jobportalen oder auf den Seiten eines Unternehmens geschaltet. Die klassische Ausschreibung in Zeitungen und Zeitschriften oder über die Arbeitsagenturen ist für viele wachsende Unternehmen ein zu hoher Aufwand, wenn bereits dutzende Bewerber sich über ihre elektronische Lebensläufe in LinkedIn und XING recherchieren lassen. Hier ist die Wirtschaft sich selbst der größte Freund, indem man sich auf die bequemsten Art und Weise großes bewirken kann. Nachteil ist, dass Unternehmen, die sich dieser nicht bedienen wollen, die besten Mitarbeiter verlieren. Jeder, der heute digital ist, hat es viel einfacher einen besseren Arbeitsplätze zu finden.
Diese Beispiele verdeutlichen bereits, wie wichtig die Digitalisierung für die globale Wirtschaft ist. Denn Märkte verschmelzen, indem Informationen über das Internet zeit- und ortsunabhängig bezogen werden können. Technik wird schöner - hier lernen wir von Apple und es zeigt sich, wie einflussreich die Globalisierungs- und die Digitalisierungeffekte der Wirtschaft auf uns wirken, wenn man mal darüber nachdenkt.
Ein anderer Fall. Man nehme beispielsweise den Kleinanzeigenmarkt. Die Authentifizierung einer Person ist insbesondere bei Kleinanzeigengeschäften und privaten Verkäufen wie bei Ebay oder Kalaydo hochgradig relevant. Paypal als Intermediär zwischen Käufer und Verkäufer agiert als digitale Vertrauensperson. Ohne unser Einverständnis in die Datenerhebung und in den Austausch unserer Konto- und Kontaktdaten ist das bequeme schnelle Einkaufen im Internet nahezu unmöglich. Sämtlicher Schriftverkehr wird dabei über E-Mails individuell und automatisiert abgewickelt. Nur postalische Briefe und Rechnungen sind hierbei die Ausnahme, wenn wir von Lieferscheinen und klassischem Versandhandel ausgehen. Die Digitalisierung der Wirtschaft schreitet hier sehr stark voran.
Ein weiterer Bereich sind die Single-Börsen, die als fester Bestandteile des Online-Entertainments für viele Menschen beliebt sind. Ich glaube aber daran, dass sich typische Single-Börsen-Webseiten gegen die wachsende Zahl an Social Networks, die oftmals kostenfrei über werbefinanzierte Interaktionsmöglichkeiten genutzt werden, nicht behaupten können. Wenn man bedenkt, wie schnell sich über wenige Klicks einzelne Menschen bezogen auf die regionale Umgebung bereits in diversen Personensuchen wiederfinden lassen, ist ein Social Single-Network kein abwegiger Gedanke. In Facebook könnten hier effiziente Applikationen helfen, damit die Singles oder partnersuchenden Nutzer sich ganz bequem ohne Sonderleistungen und Premium-Bezahldienste finden und verlieben. Die Wirtschaftlichkeit der digitalen Kontaktmöglichkeiten hat ihre Grenzen, weil vor allem die modernen, aktiven Nutzer sich an das Kostenlos-Prinzip im Web 2.0 gewöhnen.
Warum die Welt aber im Wandel ist, lässt sich nicht nur durch die Digitalisierung und Globalisierung erklären. Letztendlich sind wir Menschen die wissbegierigsten Wesen auf diesem Planeten. Neugierde und die Freude am Unbekannten sind die Gründe, warum wir den Verlockungen, die von wirtschaftlichen Gegebenheiten geprägt sind, erliegen. Der Computer erleichtert die Beantwortung auf viele Fragen. Als Nutzer ist man in dieser neuen Gesellschaft transparent.
Finde ich mich in Google, bin ich. Beantwortet mir Google die Frage, wird Google das wissen.
9 Kommentare
Wieder einmal ein sehr spannender Blogeintrag und ich gebe Dir in allen Punkten recht!
Mache mir Gedanken wie sehr wir schon süchtig nach Daten sind. http://tinyurl.com/54jydf
In meinen Augen ein zu wertefreier und allgemeiner Text, der zwar nett zu lesen ist, mich aber kein Stück weiter bringt.
Denn erst Gedanken in die Tiefe bringen interessante Aspekte vor, die einen zum nachdenken bringen. So verknüpft die Digitalisierung/Vernetzung zwar Kultur, Wirtschaft, etc. ... dass dabei aber auch die Verbindungen schwacher werden müsste mich als Mensch, also Erdenbürger im Allgemeinen, eher traurig stimmen. Denn Freundschaften werden belangloser und flüchtiger, plötzlich habe ich über 300 "Freunde" und ich kommuniziere nur noch in 140 Zeichen. Schade, früher fand ichs besser.
Ausserdem verstehe ich gar nicht, was bitte schön die Bankenkrise mit der Digitalisierung zu tun hat, außer dass es gerade aktuell ist und gut in den Suchmaschinen gefunden wird. Der Lehmann-Untergang hat, aus meiner Sicht, nichts damit zu tun. Und auch die privaten Verluste sind nicht mit Digitalisierung in Verbindung zu setzten. Zertifikate werden nicht von Herrn und Frau Schmidt am PC gekauft. Eher von Oma Erna, die sich hat schlecht beraten lassen, wie Sie Ihre Rente am besten anlegen kann.
Liest mit Begeisterung den neuen Beitrag in Ibos Blog!
http://tinyurl.com/54jydf
@goran - Natürlich hat die Bankkriese mit der Digitalisierung zu tun. Wenn man z.B. ein Hedge Fonds oder Aktien ohne tatsächliche Kontrolle weltweit ohne Probleme einfach per Mausklick kaufen kann - dann ist das ein Misserfolg der Digitalisierung.
Ich bekomme von Freunden mit, dass sie sich schon per Online Kredit Flat Screens kaufen. Das geht wohl so einfach, dass man nur seine Kontaktdaten und Bankdaten eingeben muss und schon hat man ein Kreditvertrag über das Netz abgeschlossen.
@goran: Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich bin soeben erst in Weimar nach 7 Stunden Autofahrt angekommen. Ich werde mir die nächsten Tage eine passende Antwort überlegen 🙂 - Jetzt gehe ich ins Bettchen.
@Marcel: Du hast Recht - unter anderen geht es mir genau darum.
also, einen flat screen hab ich mir auch schon per klick gekauft. aber doch bitte keinen hedge fonds. es ist möglich, ja, aber zu sehr an den haaren herbeigezogen, finde ich. und nochmal: die jenigen, die das tatsächlich machen sollten, kennen sich mit aktien aus (naja, sind zumindest aktiv in dem bereich) und hätten in die aktien oder den fonds auch ohne pc investiert.
und wenn man sich die berichte im tv anschaut (wo eben oma erna falsch/nicht beraten wird), kann man sich aktien ohne kontrolle auch in der realen welt kaufen.
Interessanter Artikel. Für die weltweite Globalisierung lässt sich die Digitalisierung eben nicht umgehen. Mal schaun wo uns das in Zukunft noch hinführt. Im Punkt Freundschaften muss ich goran zustimmen. Diese neue methode "ich habe über 300 Freunde" finde ich auch nicht erstrebenswert.