Ich denke nicht mehr an einem Schreibtisch nach. Ich habe diesen Platz abgeschafft. Irgendwie. Adressbücher gibt es nur noch im Smartphone, die Nachrichten werden online durchblättert, der Terminkalender - einst von der Sekretärin liebevoll gehegt und gepflegt - wurde durch digitale Memos und praktische Software-Lösungen ersetzt. “Soll ich Ihnen mal ein Foto meiner Familie zeigen?- Ach was, ich zeig' Ihnen gleich ein Best-of meiner Sammlung hier auf dem Tablet.” Ich verändere mich. Durch die Entmaterialisierung unserer Welt.
Mithilfe der heutigen technischen Möglichkeiten führen wir einzelne Komponenten zusammen, wir vernetzen uns und unsere Gegenstände miteinander, wir reduzieren unseren Alltag auf wenige, wichtige Elemente. Wir automatisieren Prozesse, digitalisieren ganze Produkte und entmaterialisieren Stück für Stück Dinge unseres Alltags. Wir profitieren von dieser Entwicklung und vereinfachen unser Leben dadurch, doch wir fühlen uns gleichzeitig abhängig und fremdbestimmt.
Es schwebt immer etwas Unheilvolles über unseren Köpfen
Durch Fortschritte wie die mobile Datenspeicherung sichern wir nun nicht mehr bestimmte Informationen auf einer externen Festplatte, die wir dann in den Keller tragen können. Wir benutzen Clouds. Das Bild der Cloud ist deshalb so passend, weil sie nicht nur für moderne Mobilität und Vernetzung steht, sondern auch, weil sie das Gefühl ausdrückt, dass etwas Unheilvolles über unseren Köpfen schwebt - allgegenwärtige Digitalisierungsprozesse, die sich stets um uns herum befinden, ohne dass wir sie immer bewusst wahrnehmen (können).
Wir sollten uns Gedanken darüber machen, was solche Entwicklungen wie die Entmaterialisierung für uns und unseren Alltag bedeuten. Wie gelingt der Spagat zwischen dem Nutzen einer moderner Lebensweise und einer am Ende fehlinterpretierten Experimentierfreudigkeit und zu hohen Risikobereitschaft? Und wer legt diese Grenzen fest? Wie setzen wir die Technik ein, damit sie unsere Möglichkeiten erweitert, ohne den eigenen Einfluss zu verringern?
In erster Linie wagen wir hier den Versuch zu verstehen, was heute mit unserer Welt passiert, damit wir sie auch in Zukunft noch selbst steuern können. Diese Zeilen sollen die Hintergründe von Entmaterialisierung, ihre Entstehungsgeschichte und Bedeutung für den Alltag erläutern und ein Gefühl davon vermitteln, wie sich Technologie und Gesellschaft gegenseitig beeinflussen, herausfordern und stetig verändern.
Ressourcenknappheit treibt an: Die Idee der Entmaterialisierung
Entmaterialisierung ist ein Begriff aus der Wirtschaft und bezieht sich auf Strategien, den Rohstoffverbrauch zum Schutz der Erde und ihres Ökosystems drastisch zu reduzieren. Die Forderung, den Rohstoffverbrauch auf ein Zehntel zu verringern besteht schon seit den frühen 1990er-Jahren, in denen die Faktor-10-Strategie von Friedrich Schmidt-Bleek entwickelt wurde. Der Chemiker und Umweltforscher konnte mit seinem Team veranschaulichen, dass solch eine Reduktion prinzipiell möglich wäre, aber eine industrielle Revolution zur Folge hätte.
Zur Umsetzung der Strategien gehört es, z.B. Produkte, wo immer möglich, durch Dienstleistungen zu ersetzen und den Materialverbrauch von Produkten und Dienstleistungen viel stärker zu berücksichtigen als bisher. Schmidt-Bleek entwickelte auch eine Einheit zur Bewertung von Umweltbelastungen eines Produktes, die Material-Input pro Serviceeinheit (MIPS). Mit dieser Einheit kann der Rohstoff- und Energieeinsatz bei der Herstellung, beim Transport, beim Gebrauch und bei der Entsorgung von Produkten und der produktspezifischen Dienstleistung angegeben werden, um die Daten in Bezug auf Material- und Rohstoffverbrauch auswerten zu können.
Nach Schmidt-Bleeks früher Forderung, den Ressourcenverbrauch innerhalb von 50 Jahren um den Faktor 10 zu reduzieren, stellte Ernst-Ulrich von Weizsäcker 1995 fest, dass ein Faktor 4 zu einem doppelten Wohlstand und einem halbierten Naturverbrauch führen kann. 2010 formulierte von Weizsäcker den Faktor 5.
Heute wird das Vorhaben, natürliche Ressourcen umweltschonend zu nutzen, als „Faktor X” bezeichnet. Dieser Begriff geht auf den von Friedrich Schmidt-Bleek entwickelten „Faktor 10“ zurück und beschreibt, wie natürliche Ressourcen um einen „Faktor X” intelligenter und effizienter genutzt werden können. Es ist ein Kernelement der Arbeit des Umweltbundesamts für eine global-nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung.
Das ist alles nur geklaut, dann gekauft und jetzt geliehen
Technische Möglichkeiten verändern das Leben und uns. Ressourcenknappheit, Schutz des Ökosystems und Eindämmung des Klimawandels sind elementare Antriebe, um wirtschaftliche Prozesse zu verändern. Doch ein reduzierter Verbrauch von Rohstoffen gelingt letztlich durch die vielfältigen technischen Möglichkeiten. Sie erlauben es, dass Produkte überhaupt entmaterialisiert, das heißt neugestaltet werden können.
Denn mit technischen Errungenschaften lassen sich die Umstände, Chancen und Bedingungen von Produktionswegen und -angeboten verändern. Aus den neuen Möglichkeiten können so neue Dienstleistungen oder sogar ganze Geschäftsmodelle entstehen.
Das zeigt das Musikgeschäft, das durch heutige Entwicklungen und technische Veränderungen zu großen Teilen umgeformt wurde. Die Internet-Nutzung hat die Musikindustrie in vielerlei Hinsicht stark beeinflusst. Positiv und negativ. Denn nicht nur die Online-Vermarktung, der Vertrieb oder der legale Online-Verkauf von Musikdateien waren die Folge, sondern auch massenhafte illegale Downloads, der unerlaubte Handel und die Verbreitung von Musikdateien.
Als erster Anbieter reagierte Apple auf die Entwicklung und bot über iTunes legale Downloads für wenig Geld an. Andere Musik-Download-Portale wie Amazon und Napster folgten und begründeten die Zeit der legalen Online-Musik-Shops. Für den Nutzer soll die Musik heute überall, digital und günstig zur Verfügung stehen. Diese Kundenansprüche wachsen weiter, das Nutzungsverhalten verändert sich und bringt immer neue Dienste hervor: Plattformen wie Spotify stehen für ein riesiges Angebot von Musik verschiedener Interpreten jeglicher Art. Es ist ein weltweites Musik-Netzwerk, auf dem nicht nur Musik gehört, sondern auch geteilt werden kann. Das neue Prinzip ist jedoch, dass die Musik nur geliehen ist. Gegen eine Flatrate-Gebühr kann der Nutzer über das gesamte Angebot verfügen - solange er zahlender Kunde ist und bleibt. Wird Spotify abbestellt, kann danach auf keine einzige Musikdatei mehr zugegriffen werden.
Der Kunde - ein Flatrate-König
Heutige Entwicklungen und Dienstleistungen beeinflussen den Kunden, seine Wünsche und sein Verhalten. Die Digitalisierung verwöhnt den Nutzer mit kundenfreundlichen Konzepten, die auf die persönlichen und individuellen Ansprüche des Kunden abzielen. Der Anspruch der Anbieter ist es, Kundenwünsche schon zu erkennen, bevor der Kunde selbst weiß, dass er sie hegt.
Durch die Digitalisierung und Vernetzung lässt sich dieser Anspruch besser denn je erfüllen. Somit wird ein Kunde „erzogen“, der aus dem Vollen schöpfen möchte. Ausschließlich aus dem Vollen! Er möchte über ein breites Angebot vielfältiger Dienstleistungen verfügen, das er ganz nach seinem persönlichen Geschmack flexibel, mobil und unkompliziert auswählen und bedienen kann. Diese Werte stehen für den heutigen Zeitgeist. Zumindest für den Zeitgeist, der dem Kunden tagtäglich vermittelt wird. Bis sich am Ende in vielen Bereichen die Prioritäten verschieben: Die CD-Sammlung stagniert, während der Speicherplatz der Festplatte ausgereizt wird und als Folge Musik-Dateien plötzlich nur noch im Netzwerk bestehen, als Teil eines großen Ganzen, das nicht mehr uns gehört.
Unsere Gesellschaft: umweltbewusst, digital und vernetzt
Ein großes, vielfältiges Angebot ist dem Kunden wichtig. Doch auch das Umweltbewusstsein ist wieder erstarkt. Ressourcenknappheit, Klimawandel und die heutigen technischen Mittel, den Rohstoffverbrauch tatsächlich zu reduzieren, Abgase zu minimieren und die Umwelt zu schonen, wirken sich auch auf den Lebensstil und das Kauf- und Nutzungsverhalten des Kunden aus. Umweltschutz wird wieder ernst genommen. Mit der Digitalisierung ist der persönliche Einsatz für umweltrelevante Anliegen möglich. Woher kommt der Fisch im Tiefkühlregal? Wie reduziere ich meine Heizkosten? Wie organisiere ich mein Leben ohne ein eigenes Auto? Auf all diese Fragen geben Modelle wie Smart Home, Tracing, verschiedene Apps und Online-Angebote die passende Antwort. Digitalisierung bedeutet gleichzeitig Vernetzung. Denn eine effektive Nutzung solcher Dienste ist nur aufgrund einer umfassenden Vernetzung möglich - zwischen Menschen, zwischen Menschen und den Geräten oder sogar den Geräten untereinander.
Entstehen konnte diese Vernetzung letztlich nur durch die Einwilligung der Nutzer, ihr Leben Stück für Stück und immer weiter in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wir kommunizieren über Social-Media-Kanäle, wir führen Bankgeschäfte online, wir lassen unser Smartphone die Lichtschalter bedienen: Wir befinden uns noch in der Testphase und können die Grenzen der Transparenz, der Risiken und des tatsächlichen Nutzens festzulegen.
Das Leben in der Öffentlichkeit kennt jedoch keinen Stillstand und hält nicht inne, bis wir uns und unsere Werte zu Ende sortiert haben. Es ist ein Leben im ständigen Fortschritt, das auch die Verlagerung von materiellen Gütern zu Online-Diensten und Plattformen mit einschließt. Das Hochglanzbriefpapier, das schnurlose Festnetztelefon und faltige Überweisungsträger - wir können solche Produkte tatsächlich ersetzen, wir sparen somit Rohstoffe und leben digital.
Bezahlen per Smartphone: Auch Geld wird entmaterialisiert
Mittlerweile lassen sich im Alltag eine Reihe von Produkten finden, die entmaterialisiert wurden und heute digital zur Verfügung stehen. Das beginnt im Bereich rund um die gewöhnliche Korrespondenz, bei der nur noch selten der Schriftverkehr in Papierform abgewickelt wird, sondern vielmehr E-Mails und Online-Dienste genutzt werden.
Auch Produkte mit teils hohem emotionalen Wert wie Bücher, Fotos, Musikdateien und Videos werden digital gespeichert und abgerufen. Und selbst das Geld wurde durch Dienste wie Paypal entmaterialisiert.
In diesem Bereich wird es die nächsten Jahre noch weitere Veränderungen geben. Nachdem bereits durch Kreditkarten und EC-Karten das bargeldlose Einkaufen ermöglicht wurde, gibt es nun Bestrebungen, allein durch die Benutzung des Smartphones bezahlen zu können.
Auch das Reisen hat sich heutzutage stark verändert. Karten existieren im Navigationssystem, fremde Orte können schon vor der Reise erkundet werden. Durch Google Maps und Google Glass sind Reisen keine Abenteuer ins Ungewisse, sondern die Ausführung eines vorab detailliert geplanten Vorhabens. Zahlreiche Vergleichs- und Testportale helfen die besten Restaurants, die schönsten Strände und die wichtigsten Adressen vor Ort zu finden und lassen unangenehmen Überraschungen keine Chance mehr. Niemals zuvor konnten wir so effektiv und effizient reisen - wenn auch diese Begriffe in Bezug auf unsere Freizeitgestaltung etwas befremdlich wirken.
Wirklich drastisch sind die Veränderungen aber im beruflichen Umfeld spürbar. Denn unsere gesamte Arbeitsweise hat sich durch die Digitalisierung und Entmaterialisierung gewandelt: Die eigene Präsentation in der Öffentlichkeit, die Wahrnehmung der anderen, die Kundenakquise und -pflege, die Mitarbeiterbeziehungen, die Imageförderung, Arbeitszeiten, Arbeitsweise und -modelle. Die früheren Modelle wie “9 to 5” werden durch Freiberuflichkeit und Home Office ersetzt. Kollegen werden im Meeting per Skype-Konferenz zugeschaltet, der eigene Chef twittert neue Produktideen als Marketing-Strategien.
Vor allem aber verschwimmen die Grenzen von Privat- und Berufsleben, denn beide Bereiche verschmelzen immer weiter miteinander. Durch die Digitalisierung am Arbeitsplatz wachsen auch die Möglichkeiten, den Arbeitsplatz an jeden beliebigen Ort außerhalb des Büros zu verlegen, doch damit auch die Bereitschaft und letzten Endes der Druck, praktisch immer und von überall zu arbeiten. Alles wird am Ende zu einer Datei.
Smartphone statt Firmenwagen - Was ist uns heute wichtig?
Wir legen auf Flexibilität großen Wert und verändern deshalb unsere Lebens- und Arbeitsweise. Wir denken an die Umwelt, lieben die Mobilität, die Öffentlichkeit und die Vernetzung. Wir leben in einer Gesellschaft, die das Teilen neu erfindet. Das Teilen von Informationen und das Teilen von Produkten. Das Prinzip des Car-Sharings, Musikplattformen wie Spotify, Online-Videotheken wie Netflix zeigen sehr deutlich: Nicht der Besitz ist heute das Wichtigste, sondern die Nutzung an sich.
Selbst die Zahl der traditionellen “Häuslebauer” wie im Schwabenland ist in den letzten Jahren gesunken, da gerade junge Menschen die Mietwohnungen in der Stadt dem Eigenheim auf dem Land vorziehen. Natürlich ist es auch hier die Flexibilität, die das Wohnen dominiert. Denn zum Wohnen benötigt man Geld, für Geld benötigt man Arbeit und genau diese Arbeit erfordert schließlich - ja, Flexibilität.
Nutzung statt Besitz: Wir leben in einer Gesellschaft, die das Teilen neu erfindet.
Die Einstellung der Gesellschaft, bestimmte Dinge benutzen zu wollen, sie aber nicht unbedingt besitzen zu müssen, ist im Hinblick auf den Klimaschutz ein großer Schritt. Konzepte wie Car-Sharing und Fahrgemeinschaften zeigen eindrucksvoll, wie Online-Dienste und gesellschaftliche Anliegen für Mensch und Umwelt gewinnbringend genutzt werden können.
Durch diese Entwicklung ändern sich allmählich sogar klassische Statussymbole. So verliert z.B. das Auto an Bedeutung. Immer mehr junge Menschen haben sogar kein Interesse daran, überhaupt den Führerschein zu machen. Dafür wird das Smartphone immer wichtiger. Denn die Geräte, die die Nutzung vielfältiger und flexibler Angebote erlauben, spielen heute die entscheidende Rolle. Geräte wie Smartphone und iPad sind die neuen Aushängeschilder unserer Gesellschaft.
Entmaterialisierung wirft Fragen auf: Der Wert des virtuellen Kontakts
Unsere Gesellschaft verändert sich. Gerade die Nutzung technischer Geräte verursacht weitreichende Folgen und zwingt die Menschen, ihr Verhalten dahingehend zu überprüfen. Materielle Dinge verlieren an Wert, doch die Virtualität gewinnt an Bedeutung. Allein die Bereitschaft, in die Öffentlichkeit zu treten, nimmt zu. Die Auffassung von Öffentlichkeit ist heutzutage eine ganz andere. Ein Profil, das für andere Menschen einsehbar ist, Kommentare, die mit vielen anderen Nutzern geteilt werden, Bilder, die für alle Netzwerkmitglieder sichtbar sind - dieses öffentliche Leben ist bereits zur Normalität geworden.
Durch Vernetzung und Öffentlichkeit verändern sich auch persönliche Beziehungen zueinander. Wer ist Freund? Wer ist Bekannter? Wer ist gut, wer nicht? Was heißt Privatsphäre und wie schütze ich sie? Was bedeutet ein virtueller Kontakt? Gerade die Frage nach dem Wert eines Kontakts ist heutzutage nicht mehr einfach zu beantworten. Denn im Zuge der Digitalisierung gewinnen auch die reinen Kontakte einer Person an Bedeutung. Als Unternehmer und Geschäftsmann sind diese Kontakte elementar, um eine Geschäftsidee umzusetzen und auszubauen. Sie können für ihn pures Kapital bedeuten.
Allgemein steigen Daten ungemein an Wert. Sie sind mittlerweile so kostbar, das wir damit handeln. Das beweisen nicht nur die großen Diskussionen und Debatten um die Themen wie Datenschutz und Steuer-CDs, sondern das zeigt auch Facebook, das einen höheren Börsenwert als große Konzerne wie Siemens und VW aufweist. Und was ist Facebook an der Börse? Ein Unternehmen, das mit virtuellen Informationen handelt.
Technik als Chance oder als Risiko?
Die Technik übernimmt immer mehr Aufgaben, die dem Menschen große Erleichterung verschaffen und die Effizienz im Alltag erhöhen. Gerade bei Tätigkeiten, die sehr monoton oder gesundheitsgefährdend sind, ist dies ein großer Vorteil. Doch gleichzeitig nehmen die Abhängigkeit und die Angst zu, beeinflusst und fremdbestimmt zu werden.
Der “gläserne Mensch” ist der Ausdruck für die gefühlte Bedrohung, dass elektronische Geräte eher der Überwachung eines Menschen als seinem Nutzen dienen. Doch Veränderungen gehören zum Leben dazu. Es sind Prozesse, die durch natürliche Begebenheiten entstehen oder vom Menschen selbst gestaltet werden.
Und bei all diesen Veränderungsprozessen lassen sich Schlüsse und Umkehrschlüsse formulieren:
- Hat die Nutzung eines Navigationssystems negative Auswirkungen auf unseren Orientierungssinn?
- Wird sich die Leistung unseres Gehirns durch das Bedienen all dieser Geräte verringern?
- Nimmt die Kapazität des Gedächtnisses ab, weil wir uns an alles automatisch und digital erinnern lassen?
- Verlernen wir den Blick aufs Wesentliche, wenn der Kühlschrank selbst fehlende Produkte bestellt?
Ein Stück weit bleibt es persönliche Ansichtssache, ob wir es als Erleichterung empfinden, wenn Geräte unseren Alltag mitbestimmen oder eben als Bedrohung. Wichtig ist jedoch zu erkennen, in welchen Bereichen die Digitalisierung und damit auch die Entmaterialisierung bereits Einzug in unser Leben erhalten haben. Denn häufig ist die Digitalisierung bereits voran geschritten, ohne dass wir diese Prozesse überhaupt wahrnehmen - und dann stören wir uns auch nicht daran.
Interessant sind die Aspekte, bei denen wir technische Veränderungen sehen und negativ beurteilen, vor allem weil wir Angst vor diesen Prozessen haben. Gegen diese Ängste helfen aber nur Erfahrung und Wissen. Wir müssen die Digitalisierungsmuster verstehen und nachvollziehen, um sie persönlich zu nutzen, zu optimieren oder uns davor schützen zu können.
Wir müssen sehen, was wirklich im Hintergrund passiert und uns das Gefühl der Kontrolle zurückerobern. Wir müssen selbst Fragen stellen, auf die Suche gehen und mit Menschen in Kontakt treten, die uns die richtigen Antworten liefern. “Wie schütze ich meinen Arbeitsplatz bei fortschreitender Digitalisierung?”, “Wie bleibe ich individuell trotz digitalem Massenangebot?“, “Welche Risiken gehe ich durch Automatisierungsprozesse ein?“ - solche Fragen dürfen uns in Zukunft keine Angst mehr machen, sondern sollten uns ein Ansporn sein, die Antworten finden zu wollen.
Wie sich der Alltag durch Entmaterialisierung verändert, gibt einen ersten Einblick in die Tragweite und Bedeutung von Digitalisierung und zeigt die Perspektiven, die sich durch unsere heutigen technischen Möglichkeiten ergeben.
2 Kommentare
Ernüchternd - trotz allem. Be- und nach-denkenswert. Und deshalb mit Überzeugung auf "begeistert" gedrückt. Gern mehr davon!