Ich weiß noch genau, dass ich eines Tages auf der Bühne gefragt wurde, was denn nun genau zu tun sei, wenn man ein Unternehmen digital transformieren möchte.
Diese Frage hat mich auch nach der Bühnenarbeit nicht losgelassen. Als Keynote Speaker hat man den Wunsch, Fragen so konkret zu beantworten, dass die Zuhörer was mitnehmen können. Genau das konnte ich in diesem Moment nicht, weil es dazu tatsächlich keine direkte Antwort gibt. Die Digitalisierung ist eine Monster-Aufgabe. Mit tausenden Zwischenschritten, Rückschritten und völlig neuen Visionen. Die Digitalisierung sorgt dafür, dass wir neu denken und die eigene Branche neu verstehen müssen. Und die Digitalisierung ist am Ende dann doch nur Datenbanken, Apps, Web-Services, digitale Infrastruktur mit Servern, Routern, Switchen, Transferleistungen, Administratoren, Programmierern und tausend einzelne Bausteinen. Man kann es sich wie einen Lego-Baukasten vorstellen, bei dem man die einzelnen Tüten mit den einzelnen Bausteinen auf einen Tisch legt, um dann nach einer genauen Anleitung die einzelnen Elemente zum Ganzen zu bauen.
In der digitalen Welt treffen zwei Dinge zusammen. Zum einen die eigene Welt der Erfahrungen und Erkenntnisse und zum anderen die neue Welt der multidimensionalen Möglichkeiten durch die Digitalisierung.
Genau das möchte ich in der nächsten Zeit genauer durchleuchten und habe hier auf LinkedIn die Frage gestellt, ob jemand Kontakte zu den digitalen Supermächten hat. Mein Interesse lag bei denen, die die Systeme bauen, damit die Digitalisierung überhaupt funktioniert. Schnell kommt man da an Oracle nicht vorbei. Ich habe Oracle immer als Premium-System verstanden. Dort, wo man Software und Server-Systeme kauft. Und dass es unbezahlbar ist. Doch auch Oracle geht mit der Zeit und damit in die Cloud. Die Idee hierbei ist ganz einfach: Software and Hardware engineered to work together - so hieß der Claim beim Start in die Cloud, der auch vollkommen Sinn ergibt. Und das ist dann am Ende auch noch bezahlbar, sogar für StartUps. Und kurz nach meiner Anfrage kam schon die erste Nachricht von Harald Gessner, Head of Corporate Communications Europe North, ob ich denn Lust hätte auf ein Abenteuer. Abenteuer - das hört sich gut an, dachte ich mir und sagte direkt zu.
Harald erzählte mir am Telefon, dass es sinnvoll wäre, wenn ich Oracle live erlebe. Am besten an einem Ort, wo Oracle sehr genau zeigt, was es zu bieten hat. Ich hatte also durch meine Anfrage Glück, da es einen Pressetermin gab, an dem Oracle wichtige Persönlichkeiten des Unternehmens eingeladen hat, um das Thema Sensortechnik und Hyperconnectivity zu erleuchten.
Also flog ich nach England, genau gesagt nach Southampton.
Am Abend gab es ein Treffen aller Presseleute. Ich hatte zuerst zwei unglaubliche Gespräche. Zum einen, mit Chris Talago, dem VP Communications von Oracle. Wir haben über die Künstliche Intelligenz gesprochen und warum IBM Watson, Amazon Alexa und Apple Siri alle einen Namen haben. Doch, ich fragte ihn, warum die KI von Oracle noch keinen eigenen Namen hat?
Die Antwort war einleuchtend und überraschte mich. Oracle nutzt die Künstliche Intelligenz in verschiedenen Stellen, die man so gar nicht erfassen kann. Zum einen, in der Logik der Datenbanken bis hin zu Steuerung und Auswertung von Daten. Daher ist es nicht eine Künstliche Intelligenz, sondern findet in verschiedenen Stellen statt. Chris ist ein unglaublicher Typ.
Später hatte ich noch das Gespräch mit Aaron Ricadela. Er ist der Director of Strategic Communication at Oracle, ein unglaublicher kluger Mensch. Er erklärte mir, dass Oracle von Geschichten lebt. Diese Geschichten zu erzählen ist heute eine der wichtigsten Aufgaben von Oracle. Er sagte auch, dass heute die Übertragungsgeschwindigkeit von Daten von einem Gerät zum anderen und wieder zurück in einer Tausendstel-Sekunde passieren müsse. Und dass wir in den nächsten Tagen hier in Southampton erleben werden, wie das genau funktioniert.
Ich war nun mitten drin in der Oracle Welt - bei der SAIL GP.
Ich durfte erfahren, was es bedeutet, Sensoren mit Sport zu verknüpfen, was es bedeutet, wenn der Segelsport mit Intelligenz zusammenkommt.
Die SAIL GP, gegründet von Russell Coutts, ist schnell und raffiniert. Oft müssen die Sportler in unglaublich schwierigen Situationen immer das Richtige tun, um zu gewinnen. Hier zählt, wie bei vielen Sportarten, jede Sekunde. Damit man im Nachhinein prüfen kann, wo es Optimierungen geben könnte, werden alle Daten von einem Rennen gesammelt, die gesammelt werden können. Und dann gibt es bei der SAIL GP noch ein wichtiges Element: Die Daten der Konkurrenz sind einsehbar. Die Berechnungen machen jedoch jedes Team alleine. Diese Daten werden analysiert und mit der Crew besprochen. Dafür gibt es explizit Analysten, die diese Daten mit den anderen Teams übereinstimmen lassen, um Ergebnisse zu präsentieren, die allgemeingültig sind.
Bei der SAIL GP sind aber auch externe Daten relevant. Egal wie das Wetter ist, egal wie schwierig die Situation ist, das System muss funktionieren. Auch wenn Fehler bei den Sportlern passieren, falsche Entscheidungen getroffen werden, dann wird alles vom System aufgezeichnet und in Millionen einzelnen Datenpaketen an die Server gesendet. Das ganze nennen wir jetzt erst mal autonome Datenbanken, die mit über 4.000 Sensoren sekundengenau die Daten sammeln, kategorisieren und am Ende analysieren. Das nennt Oracle adaptive Intelligenz und ist eine Untergruppe der künstlichen Intelligenz (KI). Damit wird in der Analyseebene die Schnittstelle zwischen menschlichem Urteilsvermögen und Maschinenautomatisierung produziert. Damit wird durch die adaptive Intelligence eine sich kontinuierlich anpassende, selbstlernende Anwendung geschaffen, die auf Erfahrungen, Planung, Verkettungen und Analysen beruht. Diese selbstlernenden Algorithmen generieren einfacher gesagt neue Datenvisualisierungen, die zum Erkennen, Erklären und Vorhersagen von Ergebnissen verhelfen.
Sir Russell Coutts sagt dazu, dass es wichtig sei, dass die Fans diese Daten bekommen. Das macht das Rennen spannend, und das ist genau der Teil der Digitalisierung von SAIL GP, sagt er. Es geht um die Stimmen der Sportler (man hört beim Rennen die einzelnen Stimmen der Teams) bis hin zu allen von den Booten gesendeten Daten, die relevant sind. Das geht hin bis zu Wetterdaten, Kurvenverhalten, Penaltys (Strafen), Geschwindigkeit und vieles mehr. Sir Russell Coutts betont aber, dass sie dem Team nicht alle Daten im Rennen geben, damit es noch menschlich bleibt. Jedoch sollen die FANS während des Rennens so viele Daten wie möglich erhalten, damit sie neue Rückschlüsse machen können, ohne das die Teams es wissen.
Die Daten werden von den Booten direkt in die verschiedenen Studios gesendet. Das muss so unglaublich schnell gehen, dass es dann auch weiterverarbeitet werden kann. In dem Moment, wenn der Sensor etwas schreibt, ist es eine relevante Datei, die dann auch direkt zurückgesendet werden muss. In der Cloud werden die Daten in superschnellen Prozessen analysiert und dann wieder direkt in Millisekunden zurück an die Boote, Studios, aber auch an die Fans gesendet. Man muss dabei bedenken, dass die Katamarane teilweise mit 52 Knoten fahren. Das sind knapp 96 km/h.
Weiterhin werden die Boote von Helikoptern beobachtet und Zentimeter genau bestimmt, wo sie sich befinden. Neue visuelle Techniken zeigen dann den Fans die Wetterdaten, Winddaten, Bootsdaten, Fahrlinien, Grenzen, Start und Endziel sowie alle geografischen Daten sekundenschnell.
Wow, man muss sich das mal vorstellen. Tausende Sensoren sammeln alle Daten, die man sammeln kann. Was bedeutet das für die Industrie, sogar für die Menschheit, wenn es heute möglich ist, dass wir alles sekundenschnell mit Millionenfachen Datenmengen verknüpfen und intelligente Systeme durch künstliche Intelligenz neue Daten berechnen können. Wir müssen das Thema besser verstehen. Deswegen habe ich mehrere Interviews geführt und auch mehr erfahren können.
Damit das ganze funktioniert hat Oracle verschiedene Segmente in der Cloud, die man nutzen kann. Man kann sich das so vorstellen: Man hat tausende Möglichkeiten, ein System zusammenzustellen. Das System aktualisiert und erweitert sich automatisch, je nachdem, was ich in dem Moment benötige. Es sorgt sogar dafür, dass Fehler automatisiert aufgefangen werden und sich neu konfigurieren, sodass das System einheitlich und durchgehend funktioniert.
Ich habe Neil Sholay, EMEA Vice President of Innovation, gefragt, wie das denn möglich sei, dass die Unternehmen Oracle-Produkte nutzen können. Also, wie kann man die Oracle-Welt überhaupt nutzen? Neil sagt, dass man ca. 10 Wochen benötigt, um die Ideen des Unternehmens mit den Oracle-Produkten umzusetzen.
Erst wird die Gesamtidee überprüft, mit dem Markt abgesprochen und dann dementsprechend Systeme aufgesetzt, die langfristig funktionieren. Das machen sie auch mit Innovationsentwicklungen. Ich finde 10 Wochen wirklich eine taffe Zeit, aber als ich mit Neil gesprochen habe und ihm in die Augen blicken konnte, erkannte ich schnell, dass er das wirklich auch so meint.
Auch sehr spannend fand ich das Gespräch mit Mike Croucher, er ist Chief Architect Travelport von Oracle. Er sagte, dass man Produkte vereinfachen müsse. In einer Hyperconnected World müssen auch die Systeme mitspielen und die Funktion von Hyperconnectivity nachempfinden. Beispiel: Wenn man weltweit ein Meeting einberuft, fragt mab sich schnell, warum das System heute nicht alles selbst organisieren kann, soweit die Meeting-Teilnehmer zustimmen? Also vom Flug, Hotel und Taxifahrten - bis hin zu Räumen, Catering und Temperatur? Warum macht uns das System das Leben immer noch so schwer? Er denkt, dass das System an sich direkt erkennen sollte, wie das Wetter wird, ob überhaupt die Flüge stattfinden können bis hin zu, dass das System die News checkt, ob es derzeit Streiks oder ähnliches gibt.
John Abel fügte hinzu – er ist der UK & Ireland Vice President of Cloud and Innovation: “Vom Reisfeld bis zum Supermarkt sind es 28 Schritte. Wie kann man das System intelligenter machen, um diese Schritte komplett zu verstehen und dann zu optimieren?”
Ich denke die Kernaussage bleibt: Alles wird RealTime. Alles wird hyperconnected. Es geht nicht darum, dass Menschen gegen Maschinen kämpfen, sondern, dass wir Menschen die Maschinen heute neu denken müssen. Wir haben eine einmalige Chance, die Systeme so zu bauen, dass es dem Menschen dient und sein Leben und Berufsleben optimiert.
Mike Croucher gab dazu ein Beispiel: Sein Sohn sieht auf Instagram ein Bild, sagt dann, da muss ich hin, bucht den Flug, geht auf Booking, sucht das beste Angebot und schon ist seine Reise komplett. Noch vor kurzer Zeit haben solche Reisen teilweise bis zu 6 Monate Planung benötigt.
Heute sind Systeme nicht als komplettes System zu begreifen. Man kann heute ein Super-System aufbauen und die Aufgaben in Microservices oder ChainServices aufteilen. Das heißt, viele Teams können an einzelnen Aufgaben arbeiten und auf das große System zugreifen. Das Problem hier ist jedoch die agile Arbeitsweise gegen den Enterprise-Gedanken. Auch hier spielt am Ende New Work - die neue Form der Zusammenarbeit - eine große Rolle.
Das Rockstar-System ist ein Framework mit vielen Funktionen, wie z.B. Single Customer Data (mit der höchsten Sicherheit), Single-Sign-On, automatisierte Datenbanken, KI, API-Management, also den Zugang zum System für interne und externe Partner. Das heißt, das System sollte selbst so gebaut werden, dass es den internen Kundenservice perfekt behandelt, aber offen ist, damit andere Partner zugreifen können.
Solche Frameworks eignen sich dazu, dass viele Gruppen gemeinsam verschiedene Produkte als MVPs (minimal überlebensfähiges Produkte) entwickeln können, weil man nichts weiß, welche Innovation heute funktionieren. Das System muss so gebaut werden, dass alles möglich ist. Das genau bietet heute Oracle in der Cloud an.
Um solche Systeme richtig zu bedienen, muss man verstehen, wie wichtig Daten sind. Ich bekomme oft mit, dass den meisten Unternehmen eine umfassende Datenstrategie fehlt, die darauf abzielt, Daten zu erfassen, zu kuratieren, zu kombinieren und zu kommerzialisieren. Dazu kommt noch, dass man heute den Daten einen Sinn geben kann, bevor die Datei selbst weiß, was sie ist. Beispiel: Was kann ein Datei, die die Wärme über eine Person aussagt? Erst mal nichts, außer, wie warm diese Person ist. Aber wenn man dem Ganzen einen Sinn gibt, dann ist es plötzlich eine wichtige Informationen. Beispiel: Ist die Person über 39 Grad warm, ist sie wahrscheinlich erkältet. Dann wird diese Informationen nicht nur für die eine Person wichtig, sondern für die gesamte Gesellschaft.
Ich bin begeistert von dem, was ich gesehen und gehört habe. Ich habe durch alle Gespräche eins festgestellt: Oracle geht es in erster Linie darum, dass sie langfristig für die Kunden das beste System anbieten, damit die Kunden ihr volles Potenzial entwickeln können. Die Gespräche haben mich inspiriert und mir wurde schnell bewusst, in welcher Welt wir eigentlich leben. Eine Welt, die parallel läuft. Im realen, aber auch im digitalen, wo Daten bestimmen, was als Nächstes passieren könnte. Wir leben in einer Welt wo Maschinen, tief vergraben in Serverparks, uns die Gravitationswellen berechnen, uns bei der Betrugserkennung bei Finanzierungen helfen, bis hin zu Objekterkennung und Einzelbildkennzeichnung in den zahlreichen Kameradaten von selbstfahrenden Autos. Wir leben aber auch in einer Zeit wo Datenverarbeitung den Unternehmen sehr sehr hohe Umsätze beschert.
Ich habe bei Oracle Menschen erlebt, die die digitale Welt leben und verstehen. Menschen, die dabei auch noch Menschlich sind. Ich hoffe, dass wird nicht mein letzter Besuch bei Oracle sein und freue mich schon auf die weiteren Unternehmen, die ich besuchen werde, um die digitale Welt selbst besser zu verstehen.
Wir wissen noch so wenig, was da draußen passiert und man kann noch so viel Neues entdecken. Diese Reise war ein Abenteuer und ich danke euch bei LinkedIn – und besonders Harald Gessner –, dass ich das erleben durfte.